03 Mindfood des Monats: Avidya

Avidya ist das erste der 5 Kleshas!

Kleshas sind, laut Patanjali, die Hauptverursacher von Leid. Sie sind grundlegende Spannungen in unserem Leben, die wir als Hindernisse wahrnehmen.

Diese fünf Leiden werden oft als ein Baum dargestellt. Avidya ist der Stamm des Baumes, und die anderen vier Kleshas sprießen von ihm. Das Sanskrit Wort „vidya“ bedeutet Weisheit oder Wissen, die Weisheit, die durch tiefe Praxis und Erfahrung entsteht. Die Vorsilbe „a“ zeigt einen Mangel oder eine Abwesenheit an. Avidya bedeutet etwas, das weit über die gewöhnliche Unwissenheit hinausgeht. Es geht dabei nicht um rationale Zusammenhänge, die man nicht versteht.

Avidya ist eine grundlegende Blindheit gegenüber der Wirklichkeit. Der Kern der Ahnungslosigkeit ist nicht ein Mangel an Informationen, sondern die Unfähigkeit, die tiefe Verbundenheit mit anderen zu erleben, der Quelle allen Seins und Deinem wahren Selbst.

Avidya hat viele Schichten und Ebenen, die in unterschiedlicher Weise agieren!

Wir sehen es durch unser aller Leben auf der Erde: In unseren Überlebensstrategien, unseren Beziehungen, unseren kulturellen Vorurteilen, in den Dingen, nach denen wir trachten und in den Dingen, vor denen wir uns fürchten. Aber hinter jeder Manifestation von Avidya erkennen wir unser eigenes Versagen, dass es uns nicht gelingt zu erkennen, dass wir im wesentlichen Geist sind und dieses mit jedem Atom in unserem Universum teilen.

 

Avidya ist das erste der 5 Kleshas

 

Avidya ist eine tiefe Gewohnheit des Bewusstseins, die wir mit Intention, Praxis und viel Hilfe aus dem Universum überwinden können. Jeder Moment, in dem wir unsere Annahmen über die Realität hinterfragen, hat das Potential unseren Schleier weiter zu lüften. Patanjali beschreibt in seinem Yoga Sutra Avidya nicht nur das Problem der Unwissenheit. Er bezeichnet es auch als Schlüssel zur Lösung.

 

Wie schaue ich hinter den Schleier?

Unser Leben fließt in einer vorgegebenen oder auch göttlichen Ordnung. Es geht immer erst in die eine Richtung und danach in die andere. Dinge und Abläufe im Leben sind zyklisch organisiert. Erst kommt Ebbe und dann Flut, Tag und Nacht wechseln sich ebenfalls ab. Auf hohe Aktienkurse folgen fallende, auf Winter folgt Sommer und auf Leben Tod. Oder vielleicht folgt das Leben auch auf den Tod. Unsere Existenz ist in diesem Kontrastfeld angeordnet.

Wenn wir hinter den Schleier schauen wollen, um zu unserer natürlichen Essenz vorzudringen, bewegen wir uns am besten mit diesem natürlichen Strom mit. Wenn wir einen Fluss als Beispiel bemühen, schwimmen wir am besten mit der Strömung und in der Mitte. Wenn wir ganz außen am Ufer im dichten Gebüsch verheddert sind oder gar gegen den Strom schwimmen, vergeuden wir sehr viel unserer Energie. Es ist ein steter Kampf, den wir auf Dauer nicht gewinnen können.

Die Abkopplung von den äußeren Energieströmen findet in der Regel eine Entsprechung in unserem Wesen, in den inneren Abläufen. Wir fühlen uns dann blockiert, als wären alle und alles gegen uns, und wir kommen nicht weiter. Unser Mikrokosmos hat eine direkte Verbindung zum Makrokosmos um uns herum.

Eine Harmonisierung kann nur in der Gesamtheit erfolgen, deswegen nennt Patanjali die Yamas und Niyamas!

Das sind Handlungsempfehlungen für
– die äußere Welt (wie wir mit anderen umgehen sollen) Yamas
– die innere Welt (wie wir mit uns selber umgehen sollen) Niyamas

Die Reihenfolge ist dabei bewusst so gewählt. Wir müssen uns zuerst mit der unabänderlichen Welt draußen in Einklang bringen. Und erst im zweiten Schritt mit unserem Innenleben. Manche Menschen mühen sich ihr ganzes Leben damit ab, die Umstände um sich herum zu ändern, anstatt sich selbst.

Die Verhältnisse in unserem Leben, Blockaden und Erfolge spiegeln unseren geistigen Zustand wider. Nicht umgekehrt.
Wenn wir also feststellen, dass wir z.B. nicht mit Geld umgehen können oder keine erfolgreiche Beziehung führen können, dann sind das keine äußeren Faktoren die uns beeinflussen. Es ist die Reflektion unseres Denkens und Handelns – ein Spiegel. Unsere Blockaden kommen meist aus einer Zeit, an die wir uns gar nicht mehr erinnern. Es sind schmerzhafte Erfahrungen. Manche von ihnen sind sogar gar nicht individuell, sondern energetisch in einer ganzen Gesellschaft verankert.

Wenn Du Dich immer wieder mal am Tag einen Augenblick zurücklehnst und die Dinge hinterfragst, die Du ewig und permanent denkst, fängst Du an den Fluss des Lebens zu erkennen. Wenn Du Dich fragst: „Was ist die wahre Quelle des Glücks?“ erweiterst Du Deinen Fokus über Deinen externen Trigger hinaus. Und wenn es Dir im Laufe der Zeit gelingt, Dein falsches Selbst vom wahren Selbst unterscheiden zu können, lüftet sich der Schleier ganz von allein. Dann erkennst Du, dass du nicht nur das bist, was Du glaubst zu sein, sondern etwas viel Helleres, viel Umfassenderes mit jeder Menge Freiheit.

Hier kannst Du Andrea´s Mindfood Playlist lauschen!