11 Mindfood des Monats: Pranayama

Pranayama ist die Praxis der bewussten Regulation von Prana, um Energie freizusetzen!

 

Es ist das vierte Glied des Raja Yoga (bzw. Ashtanga Yoga oder Kriya Yoga) nach den Yoga-Sutras von Patanjali und bezeichnet die Zusammenführung von Körper und Geist durch Atemübungen.

„Prana“ ist eine Bezeichnung für die Lebensenergie. Wo Leben ist, ist auch Prana.
Im Sanskrit bedeutet „Pra“ = „Bewegen“ und „na“ = „immer“. „Ayama“ kann mit „uneingeschränkt“ oder auch mit „erweitern“ übersetzt werden. „Yama“ bedeutet „einschränken, „lenken“und „kontrollieren“.

Das klingt nun wie ein Widerspruch. Ist es aber nicht!
Wenn wir Prana freisetzen, muss man als Übender lernen, es zu kontrollieren und in den zentralen Energiekanal (Sushumna Nadi) hineinlenken, so dass es dann uneingeschränkt in Richtung Selbsterkenntnis strömen kann.

Prana kann man mit Elektrizität vergleichen, es existiert in der ganzen natürlichen Welt. Wenn man Blitze beobachtet, sieht man, dass sie unvorhersehbar überall einschlagen können. Sammelt und kanalisiert man dieselbe Elektrizität in einem Kabel, wird die Bewegung vorhersehbar und sogar kontrollierbar. Anstatt, dass die Elektrizität überall wahllos einschlägt und sich willkürlich verteilt, machen wir sie uns nutzbar, fließend durch ein Kabel, um das Licht anzuschalten.

Mindfood des Monats: Pranayama

Der Begriff „Pranayama“ bezeichnet die bewusste Regulierung und Vertiefung der Atmung durch Achtsamkeit und beständiges Üben!

Durch die Kontrolle des Atems wird der Geist unter Kontrolle gebracht und Prana wird somit zugänglich und kontrollierbar gemacht. Solange wir in unserem physischen Körper leben, sind wir Pranalenker. Jedoch können unsere Kabel, in diesem Falle unsere Energiekanäle (die Nadis), blockiert, kaputt oder verbogen sein. Pranayama (Atemübungen), Asana (Haltungen üben), Vinyasa Krama (fließende Sequenzen von Asana) und Kriya (Reinigungsübungen) unterstützen uns dabei, die Nadis freizumachen, so dass Prana frei fließen kann und wir unser eigenes inneres Licht anschalten.

Wichtig ist zu wissen, dass die Kontrolle des Atems nicht das Ziel unserer Übungspraxis ist. Wir nutzen den Atem als Werkzeug, um mit Prana zu arbeiten.

Die besten Zeiten, um Pranayama zu praktizieren sind Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und 2 Stunden vor Sonnenaufgang. Günstig ist die Pranayamapraxis auch nach der Asana und vor der Meditationspraxis.

Der erste Schritt zum Pranayama ist, sich seines Atems bewusst zu werden.

Lege Dich auf den Rücken und entspanne Dich, während Du spürst, wie der Atem ein-und austritt. Kontrolliere oder verändere den Atem dabei nicht. Werde Dir dem Wunder bewusst, dass Du jeden Tag, das ganze Leben lang, ohne bewusste Anstrengung beatmet wirst. Die Medulla Oblongata kontrolliert unser unbewusstes Atmen. Es ist das primitive Gehirn, das auch die Herzfrequenz, die Verdauung und alle anderen automatischen Körpertätigkeiten reguliert.

Pranayama kann durch gezählte Zeitabschnitte oder mit einem Mantra als regulatives Moment gesteuert werden. Entscheidend für eine korrekte Pranayamapraxis ist die richtige Sitzposition. Der Sitz sollte sich ruhig und leicht anfühlen.

Empfehlenswerte Sitzpositionen im Yoga sind:

  • Padmasana
  • Siddhasana
  • Vajrasana
  • Virasana

Wenn Du Dich in eine bequeme aufrechte Haltung setzt und bewusste Atemkontrolle übst, kannst Du die Funktion von der primitiven Medulla oblongata zu den Frontallappen verschieben. Somit hast Du aus einer unbewussten Tätigkeit eine bewusste gemacht.

Im Yoga besteht der Atem aus:

Puraka: Einatmung
Antar Kumbhaka: Den Atem nach der Einatmung einhalten
Rechaka: Ausatmung
Bahya Kumbhaka: Den Atem nach der Ausatmung aushalten

Damit man die 4 Teile des Atems effektiv im Pranayama nutzen kann, benötigt man ein Grundverständnis über das Chakrasystem. Dieses dient als Modell, um die verschiedenen Bewusstseinsebenen, die Nadis und die Granthis (Blockaden des Pranaflusses) zu verstehen.

In der Hatha Yoga Pradipika (nach dem Yogasutra des Patanjali, eine der bekanntesten klassischen Yogaschriften, wurde im 14. Jh. von Svatmarama verfaßt)
Kapitel 4, Vers 17 werden die Nadis ausführlich beschrieben. Die beiden Nadis, Ida und Pingala, sowie das Nervenssytem ziehen die Bewusstheit von einem Extrem zum anderen und binden uns durch die Wechselwirkung mit den äußeren Kräften von Sonne und Mond an die Dualität der weltlichen Umstände.

Das biologische System ist auf Sonnen- und Mondzyklen ausgerichtet. Als Yogaübender können wir jedoch lernen, das autonome Nervensystem zu steuern, so
dass der Körper und der Geist nicht mehr von einem Extrem zum anderen schwingt.
Das heißt, dass wir ein willentlich beeinflussbares und zentrales Nervensystem entwickeln können, indem wir Sushumna Nadi und Ajna Chakra aktivieren. Wenn wir das üben und erreichen, leben wir im vollkommenen Gleichgewicht des Geistes.

Hier kannst Du Andrea`s Pranayama-Playlist lauschen!